Der kommunikative Störfall tritt häufiger ein, als man denkt. Aus einer Meinungsverschiedenheit entwickelt sich beim Gesprächspartner eine unvorhersehbare Reaktion. Ihr Gegenüber greift Sie persönlich an, schreit Sie an oder ignoriert Sie und Ihre Argumente. Häufig ist das Gespräch damit beendet, denn der Instinkt sagt: „Schlag' zurück, Auge um Auge - Zahn um Zahn." Doch zum Glück leben wir nicht mehr in der Steinzeit, und es stehen wirkungsvolle Methoden zur Verfügung, diesen kommunikativen Störfällen zu begegnen.
Fall l - Der persönliche Angriff
Wenn Sie persönlich angegriffen werden, kontern Sie nicht kopflos. Lassen Sie Ihren Gesprächspartner wissen, dass er zu weit gegangen ist, und welche Gefühle er bei Ihnen ausgelöst hat. Empfehlenswert ist, aus der „Ich-Perspektive" heraus zu reagieren. „Ich empfinde dies als persönlichen Angriff und kann diese Art und Weise nicht akzeptieren. "
Versuchen Sie im weiteren Verlauf, die Ursachen für die Reaktion des Gesprächspartners zu erforschen. Dies kann mit der Frage „Was wollen Sie mir damit sagen?" oder direkter „Habe ich Sie in irgendeiner Art verletzt oder bin Ihnen auf den Schlips getreten?" herausgefunden werden. Um die Situation zu entspannen, ist darauf zu verzichten, die Fragen von oben herab zu stellen und sich arrogant zu gebärden.
Betonen Sie statt dessen Gemeinsamkeiten, stellen Sie Missverständnisse klar, und kehren Sie zum Thema zurück. „Das habe ich wirklich nicht so gemeint. Lassen Sie uns bitte auf der Basis der Gemeinsamkeiten wieder zum Thema zurückkommen."
Fall 2 - Der Gesprächspartner schreit Sie unvermittelt an
21 - 22 - 23 - warten Sie zunächst einige Sekunden, bis Sie reagieren. Bereits diese Sekunden können dem Gesprächspartner signalisieren, dass er etwas falsch gemacht hat. Außerdem geben Sie sich selbst Zeit, über Ihre besonnene Reaktion nachzudenken. Betonen Sie, analog zu Fall l, mit ruhiger, bestimmter Stimme, dass Sie diese Art des Angriffs nicht akzeptieren wollen.
Stil ist nicht akzeptabel: „Selbst wenn es Unterschiede in der Sichtweise gibt, rechtfertigt dies nicht diesen Ton."
Ich-Perspektive: „Ich fühle mich persönlich angegriffen."
Ursachenforschung: „In welchem Punkte stimmen wir nicht überein?"
Wertschätzung signalisieren: „Bitte erklären Sie mir diesen Punkt noch einmal, denn ich möchte Ihre Meinung verstehen."
Sie müssen in Ihrer Reaktion jedoch nicht alle diese Punkte abarbeiten. Das Wichtigste ist, eine offene Frage zu stellen, um möglichst schnell zum Dialog zurückzukehren.
Fall 3 - Der Gesprächspartner ignoriert Ihre Argumente
Eine offene und direkte Ansage kann zur Lösung des vermeintlichen Problems beitragen. Vermeintlich deshalb, weil sie vielleicht nur das Gefühl haben, dass der Gesprächspartner Ihre Argumente ignoriert. Die folgenden Möglichkeiten können helfen, den Knoten zu lösen.
1. Abholen und Feedback erfragen
„Herr Schneider, Ihr Argument ist wirklich stichhaltig. Was denken Sie über meinen Vorschlag, dass wir zur Klärung der Umsatzsituation auch die Kollegen im Innendienst befragen?" Die Wiederholung des Vorschlages ist wichtig, denn wenn Herr Schneider im Vorfeld Ihren Vorschlag überhört hat, wird er dies zumeist nicht zugeben. Statt dessen wird er den Vorschlag mit großer Wahrscheinlichkeit allgemein abtun und Ihnen ist nicht geholfen. Erleichtern Sie die Beantwortung durch die Wiederholung des Sachverhaltes.
2. Offene Nachfrage
Wenn Sie sicher sind, dass Ihr Gesprächspartner Ihren Vorschlag bewusst ignoriert, dann können Sie etwas direkter auf ihn zu gehen: „Herr Schneider, ich habe das Gefühl, dass Sie meinen Vorschlag zur Kundenbefragung ignorieren. Wo liegt das Problem?" Damit fragen Sie direkt nach, lassen Ihrem Gesprächspartner immer noch genug Raum, um ohne Gesichtsverlust auf Sie eingehen zu können. Möchten Sie den Sachbezug noch klarer herausstellen, kann Ihre Reaktion mit folgender Frage abschließen: „ Was stimmt mit meinem Vorschlag nicht?' Wenn man sich über die Ursachen nicht im Klaren ist, lautet die Empfehlung: Nutzen Sie die sachbezogene Ursachenanalyse, wie sie in Fall 2 beschrieben wurde.
Fall 4 - Der Gesprächspartner ignoriert Sie als Person
1. Umstände klären
Klären Sie zunächst, ob Ihr Eindruck richtig ist oder ob es andere Umstände gibt, die das vermeintliche Ignorieren begünstigen. Ist zum Beispiel der Blickkontakt aufgrund der Sitzordnung oder der räumlichen Gestaltung schwierig? Auch kann die Akustik unzureichend sein, so dass der Gesprächspartner in eine Richtung nicht gut hören kann. Eine externe Geräuschquelle kann ebenfalls das Verständnis erschweren. Gerade in Restaurants ist es häufig akustisch recht schwierig, alle Personen am Tisch zu verstehen.
2. Nicht in der Gruppe, aber stets zeitnah
Zumeist ist es schwierig, direkt in der Gruppe auf das Ignorieren zu reagieren, denn ein Konflikt kann die Folge sein. Tipp: Konzentrieren Sie sich zunächst auf die Gesamtgruppe, und sprechen Sie die betreffende Person in einem Vier-Augen-Gespräch in der „Ich-Perspektive" an. „Ich hatte heute das Gefühl, dass Sie mich ignorieren. Ist mein Eindruck richtig?" Mit einer derartigen Formulierung klagen Sie nicht an und lassen für den Gesprächspartner alle Optionen offen. Das Wort „heute" ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Jede Aussprache wird effektiver, wenn diese zeitnah, also am besten am gleichen Tage, erfolgt.
Souveränität und Ruhe sind die Grundvoraussetzungen für die richtige Reaktion auf Gegenwind in der zwischenmenschlichen Kommunikation.
Bildnachweis: © Can Stock Photo Inc. / pressmaster
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